Mitarbeiter lügt! Was tun als Führungskraft?

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Oktober 1, 2022 in Führung

Ich habe direkt gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Die Art und Weise, wie er sich vor seiner Antwort umschaute. Irgendwie suchend. Dabei war er sonst ein ruhiger Typ, der keine Miene verzog.

Doch ich war die frische, angehende Führungskraft und habe seinen kleinen Schwindel durchgehen lassen. Schließlich war es nur eine Notlüge und es ging um nichts.

Ich beschäftigte mich lange mit diesem kleinen, scheinbar unwichtigen Vorfall.

„Wer einmal lügt, lügt öfters.“ ging mir durch den Kopf.

© Copyright 2020 Tobias Völlmecke– Urheberrechtshinweis

Über 200 Lügen pro Tag-Lüge!

Ja, Lügen gehören zu unserem menschlichen Beisammensein. Angeblich lügen wir über 200 mal pro Tag.

So wurde eine Aussage des Psychologen Jerald Jellison Mitte der 70er Jahre verdreht.

Jellison stellte fest, dass wir über 200 nicht wahre Aussagen pro Tag hören. Daraus wurde dann, dass jeder Mensch 200 mal täglich lügt.

Ironie der Geschichte, dass gerade dieser falsche Fakt über Lügen sich wie ein Lauffeuer ausbreitete.

Selbst wenn wir alle großen und kleinen Lügen zusammen legen, kommen wir vielleicht im Schnitt auf 10-20 Lügen pro Kopf (je nach Kopf).

Also gehören sie zu unserem Alltag und auch zu unserem Zusammenleben dazu.

Daher geht erstmal die Welt grundsätzlich nicht unter, wenn dich als Chefin einer deiner Mitarbeiter anlügt.

Er ist ein Mensch und er macht das ständig. Und wahrscheinlich sind diese kleinen Lügen auch so etwas wie ein Kleber, der unsere Gemeinschaften zusammenhält.

Die kleinen Risse
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Von kleinen und großen Lügen

Als erstes solltest du die Art der Lüge einschätzen. Handelt es sich um eine kleine Notlüge? Will der Mitarbeiter sich vielleicht nur in einem etwas besseren Licht dastehen lassen? Ziemlich häufig werden wir diese kleinen Lügen in Vorstellungsgesprächen hören. Ähnlich wie bei ersten Dates.

„Ich bin dran, Chef!“

Der Klassiker, zeitlos und modern

Oder geht es doch um eine größere Lüge? Hier sollte ich als Führungskraft den Mitarbeiter unmittelbar auf das Verhalten ansprechen. Und je nach Schwere auch eine personelle Maßnahme einleiten.

Du kannst das Thema übrigens auch im Vorfeld als Führungskraft positiv beeinflussen: Sei toleranter, wenn mal etwas nicht läuft wie geplant.

Durch Blickkontakt Lügner enttarnen

Sorry Sherlock, Bad News! Das mag bei manchen, zarten Geistern funktionieren mit dem Blickkontakt.

So nach dem Motto: „Wenn er wegschaut, wenn ich ihn ansehe, dann lügt er.“ Die meisten Lügen wirst du nicht über den Blickkontakt entlarven können.

Auch wenn dir das der ein oder andere Ratgeber da draußen mitgeben möchte. Verlasse dich hier lieber auf dein Bauchgefühl.

Ein mögliches Signal kann aber sein, wenn sich das Verhalten ändert. Achte dabei nicht nur auf die Augen, sondern auf den gesamten Körper. Die Haltung. Gibt es Abweichungen zum bekannten Verhalten der Person? Jemand, der immer hibbelig ist, sitzt plötzlich ganz ruhig da. Oder umgekehrt.

Notorious Liar

Ein anderer Fall ist der notorische Lügner. Menschen, die ständig und oft auch zwanghaft lügen. Pseudologie wird dieses Konzept genannt oder auch „Münchhausen-Syndrom“.

Aus meiner Sicht ist dieses Thema im Kontext „Führungskraft-Mitarbeiter“ zu vernachlässigen. Weil wir diese Art Lügner (relativ) schnell erkennen aufgrund der Häufigkeit. Vielleicht 5% da draußen gehören zu diesen notorischen Lügnern.

Du erkennst sie daran, dass sie oft der Hauptdarsteller ihrer dramatischen Stories sind. Ich bin mir fast sicher, dass du jetzt schon an mindestens eine Person denkst und weißt, wovon ich spreche.

Fazit: Was mache ich, wenn ein Mitarbeiter mich anlügt?

Ärgere dich nicht darüber als Führungskraft, wenn dich einer der Mitarbeiter mal anlügt. Du kannst das unmittelbar beeinflussen, durch ein Betriebsklima, dass fehlerfreundlich ist. Solange es nicht der gleiche Fehler viermal hintereinander ist. Lügen gehören zum menschlichen Miteinander dazu.

Bei großen Lügen, die Schaden versuchen (ob an Menschen oder finanziell), müssen wir als Führungskraft handeln. Dazu gehören auch Mitarbeiter, die gezielte Falschinformationen verbreiten über Kolleginnen im Team.

Welche Erfahrungen hast du als Führungskraft mit dem Thema gemacht? Wie verhälst du dich, wenn einer deiner Mitarbeiter lügt? Ich freue mich auf deine Ergänzungen in den Kommentaren!

Ich unterstütze dich mit Coaching und Training rund um Führung und Vertrieb, damit du mit solchen und ähnlichen Herausforderungen entspannter umgehen kannst.

Lass uns sprechen, such dir deinen Termin aus.

über den Autor

Tobias Völlmecke

Persönlichkeit führt und verkauft. Ich schreibe seit 2021 in meinem Blog und Newsletter über Vertrieb und Führung. Als Sales Coach unterstütze ich Unternehmen mit Training und Coaching für Vertrieb und Führung.

  • Ein heikles Thema! Also, wenn ich aus meinem beruflichen Alltag als Chef, also Führungskraft, berichten würde, dann fällt mir da vor allem eines auf: Die meisten Mitarbeiter* (immer m/wd* ;-)) „lügen“ sehr häufig, um sich „unbewusst?“ bestimmten Verantwortungen nicht stellen zu müssen. Entscheidungen werden häufig, vor Angst, mit bestimmten Konsequenzen konfrontiert zu werden, eher gemieden.Das kann sehr vielschichtig sein. Je nach Stellenbeschreibung. Und hier kommt es dann auch auf mich, als Führungskraft an: Ich sollte mir immer bewusst sein, daß ich meinem Mitarbeiter klar und deutlich erklären muss, worauf es ankommt, welche Aufgaben (Abgrenzung, Zielsetzung, etc.) bis zu welchem Grad „wirklich“ in seinem zu verantwortetenden Raum für ihn zum Tragen kommen. Deshalb sind Vertrauen, klare und verbindliche (schriftliche) Absprachen sinnvoll und wichtig, um gut delegieren zu können. Dann gibt es auch weniger „faule“ Ausreden, wenn ein geplantes Projekt mal nicht so gelingt wie geplant. Die Suche nach einem Sündenbock sollte dann ebenfalls ausbleiben! Das Lügen beim Thema Krankschreibung ist ein sehr heisses Eisen und kann meiner Erfahrung nach nur durch ein gutes Betriebsklima und Arbeitsklima verbessert werden. Pathologische Lügner kenne ich ebenfalls. Allerdings sind es gerade diese „Fantasten“, welche eine sehr kurze Verweildauer in meiner betrieblichen Praxis (und Coaching-Praxis) hatten. Sie benötigen dann vielleicht ein ganz „spezielles Coaching“. Es ist aber eher eine sehr große Ausnahme, wenn diese tatsächlich zu einer Reflexion bereit sind. 😉

    • Vielen Dank für deine Gedanken zu dem Thema, Markus!

      Du bringst mit dem Thema Krankmeldungen sowie Betriebsklima weitere, wichtige Aspekte rein. Und mit dem Letzteren haben wir einen großen Einflussbereich als Führungskraft.

  • Ja, genau Tobias! Wenn Reden nicht hilft, dann muss auch über den Jobwechsel nachgedacht werden! Es gibt ja mindest. immer zwei Seiten. Unaufrichtige, narzisstische Chefs sind nicht wirklich zu überzeugen. Leider gibt es auch immer mehr Bossing und verzweifelte Versuche mit Machtspielen MitarbeiterInnen mit „haltlosen Versprechenzu zu binden“ Einmal erkannt, muss ich die Konsequenzen zeihen. Mir, vielleicht auch dann mit der richtigen Hilfe, gut geplant, nicht zu vorschnell, Alternativen suchen! 😉

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